Völlige Aufarbeitung der DDR-Pharmatests
Völlige Aufarbeitung der DDR-Pharmatests wird zwei bis drei Jahre dauern
Medizinhistoriker Rainer Erices
Berlin (epd). Eine vollständige Aufarbeitung der Medikamententests westlicher Pharmafirmen an Patienten in der DDR wird nach Einschätzung des Erlanger Medizinhistorikers Rainer Erices zwei bis drei Jahre in Anspruch nehmen. Viele der Akten in den Kliniken und involvierten Einrichtungen seien bisher nicht aufgearbeitet worden, sagte Erices am Dienstag dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Berlin. Er hoffe deshalb, dass jetzt von den betroffenen Kliniken, Krankenhäusern und Pharmafirmen ausreichend Gelder bereitgestellt werden, um das Thema umfassend wissenschaftlich zu untersuchen.
Nach derzeitigen Erkenntnissen seien unter anderem Uni-Kliniken in Leipzig, Berlin und Rostock regionale Schwerpunkte der Testreihen gewesen, sagte der Medizinhistoriker weiter. Dabei ließen westliche Arzneimittelhersteller gegen Devisen neue Medikamente an DDR-Patienten ausprobieren.
"Bei einer Bewertung der seit 1983 systematisch durchgeführten Testreihen muss auch bedacht werden, dass die ethischen Standards heute strenger sind als damals", sagte Erices. Auch hätten Patientenrechte in der DDR keine Rolle gespielt. "Man war froh, wenn man behandelt wurde und hat die Autorität des Arztes nicht in Frage gestellt. Deshalb müssen wir genau schauen, wie das nachträglich zu bewerten ist", betonte er.
Medikamententests müssen sein, sagte der Wissenschaftler weiter. Dies stehe außer Frage. Allerdings gebe es eben auch deutliche Hinweise, dass manche der Tests so nicht hätten ablaufen dürfen und es zu Verfehlungen kam, fügte er hinzu.
» Der Medizinhistoriker war vor drei Monaten von der
» Thüringer Stasi-Landesbeauftragten Hildigund Neubert
» mit der Aufarbeitung von entsprechenden Fällen in
» dem Bundesland beauftragt worden.
Neubert habe damit eine wichtige Debatte angestoßen,
sagte Erices.
Das Thema sei zwar in den vergangenen 20 Jahren immer mal
wieder hochgekommen, aber jetzt sei "richtig Druck drin".
"Dabei spielen auch die Medien eine große und wichtige Rolle",
sagte Erices.
Er habe in den vergangenen Tagen viele Mails bekommen. Darunter seien Betroffene, die sich Klarheit wünschten, aber auch Rechtsnachfolger ehemaliger DDR-Krankenhäuser, die sich in der Verantwortung sehen.
Medienberichten zufolge dienten in der DDR etwa 50.000 Menschen in
rund 600 Kliniken als Testpatienten, etwa für Chemotherapie-Mittel
und Herzmedikamente, oft ohne es zu wissen. Den Berichten zufolge
boten die Hersteller bis zu 800.000 D-Mark pro Studie an.
Manager der West-Berliner Schering AG sollen der Charité sogar ein
Testvolumen von jährlich sechs Millionen D-Mark zugesagt haben.
epd ost mg bue
Quelle: http://www.epd.de
»
» ,.-
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